Wieder unterwegs
Nach längerem hin- und her, gedanklichem Abwägen ob und wie wir weiterreisen, ging es für uns am 24.1.2022 nach 4 Wochen Le Phare Bleu Marina im Süden von Grenada wieder los. Zunächst in die nächste Bucht, die Woburne Bay, wo wir einen kleinen Riss in der Reling bei Clarkes Court schweißen ließen, übrigens direkt am Pantoon. Nachmittags ankerten wir vor Hog Island, wo schon das Geburtstagsbarbecue von Herculine in vollem Gange war. Die Seglerwelt ist klein, und so lädt man zum 40.ten eben alle Schiffe ein, die in der Bucht vor Anker sind. Ihr Mann Ryan hatte Lobster à la all you can eat besorgt, und so gab es Lobster satt. Ihre Kinder Rhys und Irene hatten viel Spaß mit unseren Kindern waren sie doch gerade erst wieder auf ihrem Schiff auf Grenada angekommen. Neun Monate Edinborough, drei Monate Karibik ist deren Lebensmodell als selbstständige Fotografen. Am nächsten Tag ging es einmal ums Kap bis Port Louis. Die Südspitze mit deren vorgelagerten Untiefen kannten wir inzwischen gut und so rauschten wir mit raumlichen 20 Knoten Wind + schiebender Welle in einer Rauschefahrt dahin. Die Frauen vorne auf dem Deck, der Mann mit Blick auf den Plotter im Cockpit.
In Port Louis war großes Verproviantieren angesagt, wurden wir doch von mehreren Schiffen vorgewarnt, dass es nördlich von Carriacou nicht mehr viel zum Einkaufen gäbe, oder eben nur sehr teuer. Zum Brispiel eine Tüte Chips für 6 Euro oder 3 Tomaten für 5 Euro…… Wir aktivierten also unsere zweite Kühlbox und füllten sie mit Möhren, Kraut, Äpfeln, Tomaten, Gurken. Achtern haben wir auch unser Netz für Obst und Gemüse, aber darin kann nur Obst und Gemüse gelagert werden, was zuvor nicht gekühlt worden war. Fehlanzeige, wenn man ein einem Supermarkt einkaufen geht, wo der gesamte Innenraum auf gefühlte 15 Grad runtergekühlt wird. Wir kauften auch Dosen, Mehl, Mehl und nochmal Mehl und natürlich viele viele Eier. Milchpulver, H- Milch, H- Jogurt, Bier, Cola und Sprite und ein klein wenig Aufstrich v.a. Käse und Butter, Wurst und Fleisch nur für die ersten Tage. Zwiebeln, Kartoffeln Passionsfrüchte und Bananen vom Markt kamen direkt ins Netz. Ronja bereitete noch frischen Passionfruitjuice für uns zu. Hhhm, sehr lecker! Und sehr aufwendig, v.a. die vielen kleinen Kerne rauszuschleudern.
Am nächsten Tag ging es nach St. Georg, die Hauptstadt von Grenada, zunächst mit dem Dinghi zum Dinghi Dock, dann mal wieder mit unseren geliebten Mini Bussen ins General Hospital zum PCR Test für Ronja, Lotta, Christian und mich. Für die Erwachsenen 60 US Dollar pro Test, Kinder unter 12 Jahren bekamen den Test umsonst. Nun hatten wir 72 Stunden Zeit um durch die Health Clearance in St. Vincent and the Grenadines zu kommen.
Nachmittags motorten wir bis zu Halifax Harbour, eine kleine Bucht auf der Westküste von Grenada, um unsere Wegstrecke für den nächsten Tag nach Tyrell Bay, Carriacou etwas abzukürzen.
Vor Anker in Halifax waren mit einem weiteren kleinen Segler alleine, das Restaurant auf der Anhöhe mutete verlassen an oder postpandemisch noch nicht wieder eröffnet und so bucken wir sehr leckere Apfelküchle mit Vanille Sauce. Im Anschluss gab es übrigens Pfannkuchen, denn es war Dienstag und dienstags gibt es bei uns Pfannkuchen. Komme was wolle!
Der Folgetag begann mit sehr wenig Wind, so dass wir bei 3-6 Knoten Wind zunächst nach Norden motorten, um dann 1-2 Stunden wunderbar mit Vollzeug hart am Wind zu segeln, um dann die nächsten Stunden kontinuierlich ein- und auszureffen, da der Wind inkonstant zwischen 16-26 Knoten blies, konstant maximal Nordost, zum Teil leider Nordnordost, so dass wir wirklich froh waren in der Tyrell Bay anzukommen. Die sogenanntenn Windward Islands in der Karibik zu erreichen, kann recht mühsam sein, ist es doch meisten ein Kreuzen oder zumindest HartamWind Segeln gegen Wind, Welle und Strömung. Leider waren auch vier von fünf mal wieder seekrank (wobei wir auch auf Medikamente verzichtet hatten). Bei dreien hieß das einfach viel schlafen und ab und zu spucken und einer litt. In der Tyrell Bay angekommen, ging es ab ins Wasser und wir trafen uns mit Stefan und Nancy zum Abendessen. Immer schön bekannte Gesichter in den Buchten zu sehen. Stefan wird nach 7 Jahren/Saisons auf Grenada die Insel verlassen und mit seiner selbst gerefitteten Swan die Weltmeere erkunden. Wir sind ihm sehr dankbar, für sein gigantisches selbstgenähtes Sonnensegel, was nun über der Lady spannt und uns wunderbaren Schatten spendet. Wir wünschen ihm immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und hoffen auf ein Wiedersehen in einer der vielen Buchten auf dieser Welt!
Am nächsten Morgen klarierten wir im Immigration Office aus, bekamen also 5 Ausreisestempel in unsere Pässe und einige Stunden später klarierten wir in Clifton, Union Island wieder ein. Das Office öffnete um 0800, wir waren gan z deutsch auch brav, aber die Beamtin erschien gegen 00915 um dann erstmal den Laden zu fegen, die Tische zu wischen……Nun gut, wir wollen uns ja in der Langsamkeit üben.
Zum Länderwechsel hat man 24 Stunden Zeit, also zwischen Ausreise Grenada und Einreise St. Vincent and the Grenadines. Man nimmt die an Steuerbord gehisste Gastlandflagge von Grenada ab, hisst stattdessen die St. Vincent and the Grenadines Gastlandflagge sowie die gelbe Flagge, welches die Q Flagge ist und für Quarantäne steht. Das hat übrigens nichts mit Covid zu tun, sondern ist schon immer so. Im Anschluss geht man zum Immigration Office. Dort muss man dann als erstes zu den Health Nurses gehen, welche in unserem Fall die PCR Tests und den Impfstatus überprüften, und nach deren okay geht es zur Einreise. Nach einer halben Stunde waren wir erfolgreich eingereist und konnten Clifton erkunden. Ein paar bunte Gemüsestände, Bars, ein paar Restaurants und viele viele Kite Surfer entlang des Riffs. Zufällig trafen wir auf Casamara mit John und Susie und verabredeten uns direkt zum Sundowner auf Happy Island. Mehr oder weniger geplant trafen wir auch wieder auf Caris mit Caroline und Georg, die uns mit einer Wundertüte voll Schokolade, Sesam, Kürbiskernen und Sonnenblumenkerne aus England versorgt hatten. Am nächsten Tag versuchten Chris und ich uns am windfoilen, was wahnsinnig viel Spaß machte und sauschwierig war. Susie passte derweil auf unsere drei Mädels auf deren Discovery 55 auf d.h. alle waren glücklich! Zwei Nächte blieben wir in Clifton und dann einmal ums Kap zufahren in die Chatman Bay. In der Chatman Bay waren wir lose mit SV Enfant Terrible (Sonja, Martial und Henriette) und Sailing Elane (Liv, Eivind, Aksel, Nikolai und Espen) verabredet. Zwei gemeinsam segelnden Familien, mit denen wir seit längerem über Instagram Kontakt haben. Unsere drei Mädels hatten viel Spaß mit deren drei Jungs und die kleine Henriette mittendrin. Nach einem gemeinsamen kleinen Wanderung, schwimmen und Barbecue fühlte es sich schon an, als ob wir uns schon lange kennen würden. Drei Nächte waren wir also vor Anker in der Chatman Bay, bevor wir alle gemeinsam wieder aufbrachen. Enfant Terrible Richtung Grenada, Elane Richtung Petit Vincent und wir zunächst zum Wassertanken nach Clifton und dann zum Mopion Island.
Vor und auf Mopion Island verbrachten wir den Nachmittag, um dann über Nacht vor der Privatinsel Petit Vincent zu ankern. Schon seltsam diese kleinen Inseln in Privatbesitz. Luxusressorts, die wirklich fantastisch aussehen. Sie sind unsere Kulisse und wir vermutlich deren.
Nach einer etwas rolligen Nacht segelten wir am nächsten Tag zu unserem langersehnten Ziel: die Tobago Cays! Sie bestehen aus 5 Inseln: Petit Tabac, Petit Bateau, Petit Rameau, Jamesby und Baradal. Viel gehört hatten wir von diesen kleinen Inseln vor dem immensen Riff, und auch jetzt 3 Nächte später können wir uns noch nicht satt sehen an diesem glasklaren Wasser, welches über dem Sand türkis erscheint, oder auch tiefblau zu späterer Stunde. Der Anker war noch nicht eingefahren, schon erklungen begeisterte Rufe von unseren Kindern über das Schiff, begrüßten uns doch schon die ersten Meeresschildkröten! Neugierig lukten sie aus dem Wasser und holten Luft. Das Anker abtauchen, was inzwischen in fester Kinderhand ist, erfolgte sogleich gemeinsam mit den Schildkröten. Ja, wir schwimmen hier mit Schildkröten. Und es macht so viel Spaß; sie schweben geradezu durchs Wasser. Schwimmen aber auch blitzschnell davon, wenn man versucht sie zu berühren. Ja, die anderen hatten nicht übertrieben. Das war das Paradies. Mal wieder.
Aus den geplanten drei Nächten in den Tobago Cays werden auf jeden Fall vier. Es ist einfach zu schön. Insgesamt sind wir jetzt seit 12 Nächten in Folge vor Anker. Und vermutlich werden es noch viele mehr, denn die nächste Marina auf Martinique scheint gut gefüllt zu sein. Aber inzwischen fühlen wir uns vor Anker auch sehr wohl.
Gestern abend waren wir zum Barbecue am Strand. Romeo hatte den Deal ausgehandelt. Die Lobster Innereinen flogen nach dem ausnehmen direkt wieder ins Wasser, und so konnten wir auch noch Manta Rochen beobachten, die die Innereien als Leckerbissen verspeisten.
Man wird grundsätzlich in der Karibik und eben auch in den Tobago Cays gut von lokalen Boat Boys versorgt, sie haben wunderbare Namen wie z. B. Mister Qualitiy oder Mr. Trust und verkaufen Brot oder Bananenbrot, oder frischen Frisch z. B. MahiMahi. Manche helfen beim Mooring vertäuen und manche holen den Müll ab, wieder andere verkaufen Souvenirs oder T- Shirts.
Es fällt mir schwer nicht permanent Superlative und das Wort Paradies zu verwenden, aber für gestern Nachmittag gibt es keine Alternative. Wir waren nämlich schnorchelnd im Paradies. Mit Stefan und seiner Crew sind wir mutig zum Dinghi Pass gefahren, der durch das Horseshoe Reef führt, so dass man außerhalb des Riffs sozusagen auf der offenen Atlantikseite schnorcheln kann. Eine kleine Boje zum Festmachen der Dinghis und schon ging es ab ins Wasser. Die aufkommende Frage: „ja, sind wir denn jetzt im Aquarium ?“ trifft es wirklich ausgesprochen gut. Umgeben von vielen vielen kleinen und großen Fischen, blauen Fischen, Fischen mit blauen Flossen, weiß-gelb gestreiften Fischen, weiß-orange gestreiften Fischen, schwarzen Fischen mit weißen Punkten, Seeigeln, Seesternen, diversen Korallen, und Sonnenstrahlen unter Wasser konnten wir von diesem fantastischen Farbspiel wirklich nicht genug kriegen. Auch Marla schnorchelte Hand in Hand mit mir. Tapfer holt sie tief Luft und lässt sich dann ruhig durchs Wasser treiben.
Unser nächster Ziel ist die Admiralty Bay in Bequia.