Was war das Schönste?

Die Fragen aller Fragen

Das ein oder andere Mal wurde sie schon gestellt: Was war das schönste an Eurer Reise? Gute Frage: sicherlich für jeden von uns etwas anderes, und das EINE gibt es wohl gar nicht, aber für mich folgt hier eine kleine Zusammenfassung.

Sobald ich sie geschrieben habe, wird mir vermutlich einfallen, was noch alles reingehört hätte (-;


Die Farben

Die Farben auf dieser Reise: noch nie habe ich so viele Regenbögen gesehen, häufig mehrmals am Tag, groß und fett, doppelt gespannt, oder zärtlich kaum sichtbar über der Bergkuppe, mal vollständig zusehen. So, dass wir schon aufbrechen wollten den Schatz am Strand zu suchen, dann wieder nur ein kleiner Teil, passend überspannt über ein Boot, das wir kennen, also Fotoapparat raus.

Und das vor dem Hintergrund, der ebenso fantastisch in blau, grün, türkis, hellblau, dunkelgrün, grau glänzt, schimmert, scheint – das Wasser. Der Blick aufs Wasser, täglich herrlich, beruhigend, spannend, nie langweilig. Und dazu das Plätschern der Wellen an die Bordwand. Im Hintergrund die saftig grünen Bergen (Hügel) der Karibik. Immer wieder fasziniert wie grün die Inseln sind und natürlich wie weiß der Sand.

Manchmal fast kitschig der Sonnenuntergang, rosa, orange, feurig rot, lila, wie Feuer oder 1000 Wattewölkchen. Selten haben wir zuvor so genau zugeschaut wie die Sonne ins Wasser plumpst und wie schnell es um 1800 dunkel wird.

 

Die Menschen

Leider haben wir, im Vergleich zu unseren Reisen an Land, per Auto, Zug oder zu Fuß durch Chile, Südafrika oder Europa und vielleicht auch durch die Covid Pandemie bedingt, wenige Einheimische richtig kennengelernt.  Ich meine, wenn man sein gegenüber nicht mal anlächeln kann, der Maske geschuldet, und dann auch nicht versteht, weil die Sprachbarriere + Maske zu groß ist, wird es auch schwierig. Wir haben dafür Segler aus aller Welt kennengelernt. Solche die für eine bestimmte Zeit reisen (wie wir), solche die irgendwo hängen geblieben sind und auf ihren Schiffen leben, solche die segelnd ihr Leben gestalten (Arbeiten und Reisen) und solche die Marinas oder Märkte eröffnet haben, deren Schiffe noch im Hafen liegen, sie selbst aber inzwischen längst wieder an Land leben.

Allesamt unfassbar spannende Menschen, ehrlich und offen, überzeugt in ihren Werten und hilfsbereit ohne Grenzen. Ich denke, es eint der Gedanke, gegenüber der Natur sind wir hilflos und wenn wir helfen, wird uns auch geholfen.  Und so haben wir viele lustige, skurille, erschreckende und faszinierende Geschichten und Pläne ausgetauscht mit Menschen, die wir nur sehr kurz kannten, von denen wir wussten, dass sie morgen wieder weitersegeln. Man tauscht ein paar Sätze aus am Steg oder am Strand, und dann verbringt man einige Tage sehr intensiv zusammen. Es eint der Gedanke, die Zeit zu nutzen, den Moment auszukosten, denn vielleicht hat man nur kurze Zeit mit seinem Gegenüber, der Wind lässt den ein oder anderen schon am nächsten Tag weiterziehen. Und dennoch- man trifft sich häufig wieder: in den schönsten Buchten, den geschützten Ankerplätzen, im Immigration Office oder auf dem Vulkan ganz oben.

 

Und dann die Intensität des gelebten Lebens

Noch nie lag Freude und Leid so nah beieinander, noch nie waren die Hochs so hoch und die Tiefs so tief. Es lässt uns sehr lebendig fühlen dieses Leben. Gerade noch genervt von dem Umstand jetzt doch den Rumpf säubern zu müssen, die Muscheln nehmen überhand und schon taucht eine Schildkröte auf, blickt neugierig auf, während bunte Fische am Rumpf rumknabbern. Oder wir verbringen einen fantastischen Strandnachmittag, wühlen mit unseren Füßen im feinsten Strand und fluchen am Abend, in der Nacht, am nächsten Morgen über den Sand im Bett, auf den Polstern, in der Bilge. Wir haben keinen Staubsauger an Bord d.h. fegen, fegen und nochmal fegen. Traumhaftes Amwindsegeln, aber die Logge fällt aus, eine weitere Reparatur an den schönsten Plätzen dieser Erde. Entspanntes sitzen am Hafenpool, die Kiddies glücklich im Süßwasser, danach sind die gerade abgehobenen 400 US Dollar weg- geklaut-F*ck.

Wir treten aus unserer Bubble, verbringen Karneval an Land in Fort-de France, eine lebensfrohe, fantastische, laute Party, eine Woche später haben wir Covid. Der Reihe nach stecken wir uns aneinander an, sind Gottseidank nicht schwer krank, nur Fieber, aber ich sage mal so, krank sein, ist  möglich auf einem Boot, Quarantäne auch- aber zusammenfassend: geht so!

Wir tanken noch schnell Wasser, legen schnell ab, sofort Amwind- maximale Kränkung- wir wissen eigentlich, dass wir dann den Tank nicht ganz voll füllen sollten, bei maximaler Schräglage gibt es ein Überlaufventil…..und so feudeln wir - am Ankerplatz angekommen-  das Süßwasser aus der Bilge- zuvor müssen natürlich die Vorräte rausgeholt werden, getrocknet und/oder umgepackt….

Wir entscheiden nach 80 Tagen vor Anker- ja, 2,5 Monate- mal wieder 2-3 Nächte in eine Marina zu gehen. Endlich mal wieder in Ruhe, mit Warmwasser und geschlossener Tür alleine duschen, rasieren, Haare waschen (mit Pflegespülung und so Gedöns). Wir suchen die CatMarina in Falmouth Harbour auf Antigua aus, die Preise gehen nach Fuß, erscheint uns also bezahlbar. Die anderen Schiffe sind deutlich größer, zum Teil doppelt (!) so lang. Dies hat zur Folge hat; es gibt in dieser Marina keine Duschen. Sie wurden mangels Nutzung wieder rückgebaut. Und so duschen wir nun quasi öffentlich im Cockpit, denn als kleines Schiff liegen wir ganz vorne- gegenüber dem Restaurant.   (-;

Theoretisch haben wir eine Innendusche, aber es ist alles aus Holz, danach müsste man alles trocken feudeln, und wir haben auch Warmwasser, 20 Liter, aber das muss halt auch fürs Spülen reichen, und zum Haarewaschen von Ronjas langen Haaren und um am Ende des Tages Marla abzuduschen.

Der Wind passt – eine südöstliche Komponente – selten hier in der Karibik. Wir können nach Barbuda rauschen- alle Wäschekörbe sind voll, wir müssten dringend waschen. In Jolly Harbour gibt es einen Waschsalon----wegen Wäsche nicht ablegen??? Der Wind passt zu gut, wir legen ab- und waschen von Hand.

Wir laden zu Lottas Geburtstag nach Green Island, Antigua ein, zum Lagerfeuer am Strand- bis auf die TripleA mit Anna, Annett und Andreas sagen alle Schiffe ab beziehungsweise haben Antigua schon verlassen. Es passe nicht. Ja, alle haben ihre Pläne, alle sind vom Wind (und Einreisebestimmungen) abhängig. Traurig und genervt fixieren wir den Geburtstag mit Triplea, die uns nicht im Stich lassen, und verlegen den Geburtstag nach Jolly Harbour. Einfacher zu erreichen. Am Ende landen 14 Dinghis am Strand an, und wir feiern eine fantastische Geburtstagsparty mit alten und neuen Freunden, vielen Geschenken, Singen am Lagerfeuer in unterschiedlichen Sprachen, und haben eine stolze 9-jährige Tochter!

Ja, Jammern auf hohem Niveau oder eben segelnderweise Reisen mit 3 Kindern im Paradies.


Und dann das Segelgebiet

Fantastisch einfach- der Wind bläst konstant, tag wie nachts, Nordost zwischen 12-20 Knoten, bei angenehmer Außentemperatur. Im Lee der Inseln segelt es sich geschützt, im Luv der Inseln hat man den Atlanktikschwell. Rechnen muss man mit Squalls: Regen, Winddreher und dem Auffrischen um 10-15 Knoten. Man sieht sie aber kommen- tags mit dem Auge-nachts auf dem Radar. Und mehr als auf den Wind, schauen wir beim Wetterrouting inzwischen auf die Wellen. Die können sich zwischen den Inseln unangenehm aufbauen und auch zu einer gewissen Strömung beitragen. Angeblich blies der Nordostwind in den letzten Jahren regelmäßig schwächer als dieses Jahr. Viele Karibikerfahrene Segler sprechen hier von Bedingungen wie die Christmas Winds, die auch im April noch anhalten. Uns stört es nicht, wir segeln schnell, die Boote liegen vor Anker gut im Wind und auch Moskitos verirren sich sehr selten aufs Boot.  Unser Ölzeug hatten wir kein einziges mal an, auch keine Gummistiefel. Wir sind barfuß und in UV Kleidung unterwegs.

Pandemiebedingt ist das Revier wohl auch noch recht leer. Da haben wir natürlich keinen Vergleich, aber finden es schon fantastisch luxuriös in der Chatman Bay, Tobago Cays und jetzt auf Barbuda gerade mal mit 10-12 anderen Booten in der Bucht liegen.

 

Wie gesagt, sobald ich schließe, wird mir noch viel viel mehr einfallen, was ich unbedingt hätten erwähnen müssen, ganz oben auf der Liste. Aber dann schreib ich einfach Teil II.

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Tagebuchauszug Barbuda

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Fünf Wochen ohne Motor