Herrlich

oder warum wir es lieben andere Kulturen kennenzulernen



Sonntag, 1. August, 11.30 Uhr, wir befinden uns in der Ria de Aldan. Da der Wind noch ausbleibt, es soll Südwind kommen und der bränge uns dann schnurstracks nach Isla de Ons, harren wir der Dinge, steigen in unser Dinghi (was zu fünft + 2 volle Mülltüten+ die erste leere Ginflasche (wie kann das denn sein?) schon ein recht spannendes Projekt ist. Insbesondere wenn man trockenen Fußes und Pos ankommen möchte. Andererseits erkennt man Langfahrer (also Segler, die auf ihrem Segelboot leben) in der Stadt eben an diesem, also dem nassen Po, vom Dinghi fahren. Denn der Po wird eben meistens nass. Zweites Erkennnungsmerkmal ist übrigens die Handfunke am Hosenbund. Die hat man sicherheitshalber im Dinghi immer dabei, und somit auch in der Stadt, wenn man mit dem Dinghi in die Stadt gefahren ist.

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Und dann ganz klassisch, suchten wir ein Café auf, um uns zwei  cafe von leche zu bestellen. Was man an einem Sonntagmorgen halt so macht im kleinen Städtchen Aldan. Ronja und Marla waren auf dem angrenzenden Spielplatz und Lotta hatte bereits Fußballkollegen kennengelernt. Fußball ist wirklich unfassbar verbindend. Bisher haben alle Kinder, auf unsere Anfrage, ob Lotta mitspielen kann, mit den Worten oder Gesten: „claro, una mas“ „klar, noch eine mehr“ reagiert. Keine Nachfrage, ob sie überhaupt spielen kann, kein zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn. Einfach, je mehr desto besser.

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Noch bevor wir unseren cafe con leche serviert bekommen hatten, konnten wir emsiges Treiben am Straßenrand beobachten. Feuer wurde geschürt, in einem 60 Liter Bottich brodelte rot gefärbtes Wasser, unter dem Tisch wurden Holzbrettchen gespült, auf dem Tisch: eine Schere, Brot, Olivenöl, Meersalz und rotes Paprikapulver. Natürlich alles hinter Plexiglas, ganz nach Covid Bestimmungen. Außer am Feuer, da galten doch noch die Naturgesetze und keine Covid Regeln, also kein Plexiglas vor dem Feuer. Auch der Mundschutz des Kochs eher auf Halbmast, aber man muss ihm zu gute halten, dass sein Arbeitsplatz in Deutschland gleich in mehrerer Hinsicht gegen Arbeitsschutzrichtlinen verstoßen hätte.

Und dann ging es los. Fünf bis sechs riesige Tintenfische d.h. jeder bestimmt 5-10kg schwer, wurden an einem (Schür-)Haken ins siedende Wasser in den Riesenbottich gelassen. Kurz gekocht, dann wieder rausgekrant.  Es sah echt nach Arbeit aus.

Und dann wurden die Arme mit der Schere in Ringen direkt auf die Holzteller geschnitten. Etwas Olivenöl drüber, großkörniges Meersalz und rotes Paprikapulver. Und da war er schon, der fantastisch frisch zubereitete Pulpo, der in Aldan am Sonntag ab 11.30 Uhr serviert wird.

Denn eindeutig, die Anderen wussten Bescheid. In den Tischen am Cafe gab es entweder ein Bier+ Pulpo oder ein Glas Weißwein + Pulpo, die Leute, die vorbei spazierten, bekamen die to go Variante in der Plastikbox und die Profis (ganz eindeutig) kamen mit ihren eigenen Kochtöpfen + Deckel und bekamen den Pulpo direkt in den Topf.  Pulpo all over.

Und so, könnt Ihr Euch denken, wie die Geschichtete endete…..nachdem wir brav unseren Cafe con leche getrunken hatten. Für den wir übrigens bisher noch nie mehr als 1,50 Euro gezahlt haben und der bisher immer sehr gut war.

Ja genau, auch an unserem Tisch: Pulpo auf dem Holzbrettchen und daneben ein Glas Weißwein. Herrlich! Was macht man auch auch sonst am Sonntag morgen in Aldan?

Lustigerweise kommentierten unsere Kinder die Bestellung schlagfertig mit angehobener Augenbraue mit unseren eigenen Worten: „Na, da hat aber jemand nicht ausreichend gefrühstückt, wenn Ihr jetzt schon wieder Hunger habt….“

Äh, ja, so viel by the way zum Thema Erziehung. Läuft also super.

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