Ein ganz normaler Freitag

Ein Freitag in der Marina Le Phare Bleu.

Ronja und Lotta hatten bereits mehrfach den Wunsch geäußert in die Shopping Mall im Stadtzentrum zu gehen. Und so setzten wir an diesem Freitag ihren Wunsch in die Tat um.

Um 6.30 Uhr war Marla wach und es gab ein Vorab-Müsli bevor dann gegen 7 Uhr es für alle Müsli und Cornflakes zum Frühstück gab. Doch, bevor wir loskönnen, wollen wir ein paar „Boatjobs“ erledigen: Julia geht zum Waschsalon und füllt zwei Maschinen und ich geh zu unserem Nachbar, der sein altes Dinghi verkaufen möchte. Es ist 2,70m und hat einen festen Boden. Genau so eines suchen wir, seitdem wir in der Karibik sind. In unserem alten aufblasbaren Dinghi haben wir zwar zu fünft Platz, jedoch wenn wir jetzt noch einkaufen gehen und den Müll wegbringen, dann wird es grenzwertig voll.

Ich werde mir mit Jan, unserem Nachbar, handelseinig und Lotta und ich schleppen das neue, gebrauchte Dinghi, oder besser jetzt RIB (Rigid Inflatable Boat), per Leine zur Lady Blue zurück. Jetzt noch Außenborder vom alten Dinghi aufs „Neue“ umbauen, Tank umbauen und dann ist schon einsatzbereit.

Sunshine-Michael kommt auch grad. Er hat unsere neue Persenning, welche wir auch gebraucht gekauft haben, auf unser Schiff angepasst. Dazu musste er drei Löcher in den Sunbrella Stoff schneiden und mit Reißverschlüssen versehen, so dass wir sie gut spannen können. Denn wie wir bereits nach drei-vier Wochen feststellen mussten: Wir haben zu wenig Schatten auf unserem Schiff. Die karibische Sonne scheint zuverlässig jeden Tag und 30°C ohne Schatten sind auf Dauer nicht aushaltbar. Doch jetzt haben wir ein 4x5m Monster-Schatten-Bimini über unserem Cockpit und es lässt sich wieder im Cockpit aushalten.

Jetzt geht’s endlich los zur Mall. Für uns heißt das, erstmal alle ins neue Dinghi und eine Viertelstunde in den nächsten kleinen Hafen „Whisper Cove“ tuckern, denn nur von hier können wir den öffentlichen Nahverkehr, die Minibusse, erreichen. Von unserer Marina müssten wir eine gute dreiviertel Stunde in der bekannten karibischen Sonne zur nächsten Buslinie laufen. Das geht nicht. Wirklich nicht. Also ins Dinghi, zum nächsten Hafen, dort festmachen und nach sieben Minuten Laufen sind wir an der Straße, wo die Minibusse halten. Schon hält auch einer und nimmt uns mit.

An dieser Stelle, weil es gerade drum geht, kommt ein Einschub zum öffentlichen Nahverkehr in Grenada, dem Minibus System.

Es gibt ungefähr zehn Buslinien. Und diese Linien werden von Minibussen befahren. Alles Toyotabusse, mit drei bis vier Sitzreihen hintendrin. Voll passen gute 14 Personen rein. Jeder Fahrer ist selbstständig und ist somit interessiert, dass er Fahrgäste mitnimmt. Jeder Fahrt kostet umgerechnet 0,80€. Egal wie lang oder kurz. Bezahlt wir beim Einsteigen, mittendrin oder beim Aussteigen. Kommt ein Minibus vorbei und du willst mitfahren brauchst Du nur kurz die Hand zu heben und schon hält er neben Dir. Haltestellen gibt es nicht. Fahrpläne auch nicht. Wenn ein Bus kommt, steigst Du ein, ansonsten wartest Du. Einfaches System.

Abweichungen von der Route kommen so gut wie immer vor 😊 Wenn jemand woanders hinwill, fährt der Fahrer auch Umwege. So auch bei unserer Rückfahrt, wo wir zur Kita gefahren sind, so dass die Mutter ihr Kind abholen konnte, während das Andere im Bus gewartet hat, so wie alle anderen Passagiere auch. Aber nach einer Minute war sie wieder da, mit zweitem Kind, und weiter ging die Fahrt. So einfach.

In der Mall, besser gesagt dem Kreuzfahrtterminal von St. Georg, ging nun das Shoppen los. Drei von uns waren Feuer und Flamme und Marla und mir ging doch sehr schnell die Energie und Lust aus, so dass wir draußen warteten. Die drei großen Mädels wollte noch eine weitere Runde shoppen, so dass wir beide schonmal zurück zum Busbahnhof tappsten und in den Minibus Linie 2 einstiegen.

Die Rückfahrt vom Busbahnhof aus ist auch ein recht simples System: Der Minibus fährt los, wenn alle Plätze belegt sind. Das dauert so zwischen 10 Minuten und einer halben Stunde. Marla und ich hatten Glück, wir mussten nur kurz warten, der Bus füllte sich schnell und los ging die Fahrt. Im Hafen „Whisper Cove“ warteten wir am Dinghi Dock im Schatten mit einem Hörspiel auf den Rest der Familie, der auch alsbald kam.

Jetzt kam der Rückweg mit dem Dinghi. Gegen Wind und Welle. Es war ein 4er Wind, ca. 15 Knoten und 30-40cm Welle. Das ist für so ein Dinghi ne ganz schöne Menge. Wir entschieden: Vollgas, Augen zu und durch. Jede vierte Welle stieg ins Dinghi ein und wir kamen alle fünf komplett durchnässt auf der Lady Blue an, froh, dass unser Geld doch trocken geblieben war und die neuen Shopping Errungenschaften im Rucksack auch. Also erstmal alle Süßwasserduschen und rein in die trockenen Klamotten.

Nach einem schnellen Mittagessen gegen 14 Uhr gab es die obligatorische Siesta mit Lesen, Hörspiel und Ausruhen.

Nachmittags waren die Energieakkus wieder voll und ab gings in den Marina Pool, wo Marla ihre neuen Fertigkeiten, nämlich ohne Schwimmweste reinspringen, mehrfach unter Beweis stellte. Ein wahres Boatkid: zuerst konnte sie Schnorcheln. Dann Tauchen. Und seit guten zwei Wochen Schwimmen. Zwar ist die Technik nicht perfekt, aber sie hält sich über Wasser und kommt an, wo sie hinwill.

Zum Abendessen gibt es Wraps mit Veggiefleisch und Bohnen. Die klassische Abendessenrollenverteilung ist dabei wie folgt: ich koche, Julia spült, Ronja trocknet ab und Lotta verräumt. Das hat sich an Bord bewährt.

Nach dem Abendessen haben wir die Abendrunde etabliert und jeder darf, wenn er möchte, über seinen Tag erzählen, was ihn bewegt hat, was für Ärger da war und was für Freude da war. Zuhören ist hier gefragt. Es ist wunderschön diese Minuten als Familie zu teilen, sowohl den Kindern aufmerksam zuhören, wie sie den Tag erlebt haben, als auch selber erzählen zu können. Ein sehr schönes Ritual, dass wir nicht mehr missen wollen.

Marla fällt anschließend todmüde ins Bett und wir vier Großen folgen nur ein klein wenig später.

Ein ganz normaler Tag neigt sich dem Ende zu. Wobei ehrlichweise er ja überhaupt gar nicht normal war. Denn einmal zur Einkaufsmall und zurück ist für uns bereits ein kleines Abenteuer.

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