Sailing Lady Blue

View Original

Versunkenes Schiff & JetSkis

Von Sonntag, den 24. April auf Montag, den 25. waren wir in der Bucht Deep Bay, Antigua vor Anker. Nach fünf Nächten in Jolly Harbor Marina waren wir wieder gestärkt und bereit für die nächste Etappe Segeln und vor Anker leben.

Diese fünf Tage Marina taten uns richtig gut. Wir hatten Wasser satt und sogar jeden Tag warmes Wasser, was für uns eine echte Seltenheit ist. Da unser 20 Liter Warmwasserboiler per Landstrom dauerhaft läuft, war auf dem Schiff immer warmes Wasser da. Ein Genuss, vor allem beim Duschen und beim Spülen. Doch auch die Duschen in der Marina waren sehr gut, geräumig und sauber. Und jeder von uns konnte von Bord gehen. Einfach so. Eine Wohltat, insbesondere für die Eltern.

Diese gönnten sich eines Abends einen Cocktailabend. Zuerst Marla ins Bett bringen, dann das Funkgerät auf Kanal 72 stellen (unseren Lady Blue Haus- und Hofkanal), das Handfunkgerät mitnehmen und los geht’s. Ab und zu funken uns Ronja und Lotta an: „Lady Blue Shore Crew, Lady Blue Shore Crew, this is Lady Blue. Bitte kommen“. Funktioniert hervorragend.

Doch zurück zur Deep Bay.

Wir kamen nachmittags an bei strahlendem Sonnenschein und der Anker fiel neben unseren holländischen Freunden von der Pacific Blue mit Hans, Irene und dem fünfjährigen Thomas. In der Deep Bay gibt es ein Luxus Resort All Inclusive, welches seinen Gästen allerlei Wasserspielzeug zur Verfügung stellt. Unter anderem auch JetSkis. Und an diesem Sonntagnachmittag waren sie in einer Vielzahl auf dem Wasser. Immer Vollgas und wenig Rücksicht. So kam es, wie es kommen musste: Ein Pärchen auf einem JetSki kam durch die Wellen des anderen rasenden JetSkis unweit unserer Boots so ins Schaukeln, dass beide ins Wasser fielen. So weit so gut, nicht weiter tragisch, passiert ja hin und wieder. Nur dieses Mal konnten die beiden leider nicht schwimmen. Beide hatten zwar Schwimmwesten an, doch sie konnten sich nicht vorwärts bewegen. Sah zwar anfangs noch witzig aus, diese Hundepaddeln, jedoch war schnell klar, dass hier Hilfe vonnöten ist. Julia und ich begannen im Eiltempo den Außenborder zu montieren und somit unser Dinghi startklar zu kriegen, während sich Ronja bereits auf ihrem StandUp Paddelboard sich auf den Weg. Sie fragte den Mann im Wasser, ob er Hilfe brauchte, doch er verneinte es und paddelte weiter mit Händen und mit Füßen Richtung herrenlosem JetSkis, welcher Richtung steiniges Ufer trieb. Ronja stakte weiter zum JetSki, um es vor den Steinen zu bewahren, doch fand kaum Halt an diesem Wasserobjekt ohne Klampe oder Öse. Weder für sich noch für eine Leine. In der Zwischenzeit war ich mit dem Dinghi startklar und auch die JetSki Mitarbeiter am Strand hatten den Unfall bemerkt und ein Mitarbeiter kam per JetSki und Full Speed herangeprescht. Er rettete den Herrn aus dem Wasser und brachte ihn zurück zum JetSki, die Frau wurde von einem anderen JetSkifahrer rausgefischt.

So kam das Pärchen wieder zu ihrem JetSki. Und alles wäre so gut gewesen, wenn nicht …

Der Mitarbeiter gab, einen Meter neben Ronja, Vollgas. Er verursachte eine enorme Heckwelle und Ronja konnte sich kaum halten und das Paar fiel beinahe wieder ins Wasser. Was für ein A… Kein DANKE, kein Nichts, aber testosterongeschwängert neben einem Kind auf dem Wasser Vollgas geben. Ronja bekam einen Riesenschreck, konnte sich aber immerhin auf dem SUP halten.

Nach dieser Aktion zogen wir uns aufs Schiff zurück und hatten aufs Wasser keine Lust mehr. Das Anker abtauchen, was nun mal sein musste, erledigt Lotta mit zwei knallroten Bojen im Schlepptau und mich im Dinghi um sie rum zirkulierend, um Schutz zu geben. Sowas gabs bisher bei uns noch nie. Wir entschieden, die eine Nacht zu bleiben, um direkt am nächsten Morgen das Wrack zu schnorcheln und gegen Mittag abzuhauen, wenn die JetSkis wieder kommen. Andere Schiffe warnten uns, dass das Schnorcheln am Wreck nur noch bis 9 Uhr dreißig möglich sei, ansonsten zu gefährlich aufgrund der JetSkifahrer.

Das Wrack liegt dort seit über 100 Jahren in 5-10m Tiefe. Eine kleine Boje gibt’s, wo wir das Dinghi festmachen konnten. Sehr beeindruckend. Alle fünf waren wir im Wasser und schauten uns das gut erhaltene Schiff vom Bug bis zum Heck an. Selbst Marla mit Schwimmweste und Taucherbrille schnorchelte das Schiff ab. Beeindruckend solch ein gut erhaltenes Schiff so nah unter der Wasseroberfläche zu sehen. Wir lernten, dass der Dreimaster ANDES als eines der ersten Stahlschiffe mit Teer beladen in St. Johns einlaufen wollte, als von Land aus Rauch aus dem Mast aufsteigend bemerkt wurde. ANDES wurde das Einlaufen in den Hafen verwehrt. Der Kapitän steuerte die nächste Bucht Deep Bay an. Dort wurde der Laderaum geöffnet und Flammen schlugen empor. Das Feuer konnte nicht gelöscht werden und das Schiff sank an Ort und Stelle. Alle Menschen konnten sich aber an Land retten.

 Hier ein schönes schlichtes YouTube Video aus der Luft von der ANDES:

(106) Shipwreck of the Andes - Aerial View - Deep Bay - Antigua - YouTube

 

Mittags gingen wir Ankerauf und zusammen mit unserem Buddyboat PACIFIC BLUE umrundeten wir in den folgenden Tagen im Uhrzeigersinn Antigua.